H. Menke & Co. Bremen - Alter Deutscher Wermut 1937 'reconditoned with certificate on bottle'

Verkostungsnotiz: Alter Deutscher Wermut 1937

Aussehen (Appearance):
Die Farbe präsentiert sich in tiefem Mahagoni mit bernsteinfarbenen Reflexen, ein Zeichen jahrzehntelanger Reifung. Die Konsistenz wirkt leicht viskos, mit einem sanften Schimmer, der auf eine komplexe Textur hindeutet. Trotz des Alters erstaunt die klare Brillanz, möglicherweise ein Hinweis auf eine sorgfältige Lagerung.

Bukett (Aroma):
Das Duftspektrum ist ein faszinierendes Archiv der Zeit: Dominant ist zunächst eine würzig-oxidative Note von Walnuss und getrockneten Feigen, begleitet von einer dezenten Kampfer- und Kräuterfrische, die auf den namensgebenden Wermut (Wermutkraut) verweist. Darunter schwingen Aromen von Orangenbitter, altem Lakritz, Vanillestangen und einer Spur edler Holzoxidation mit. Eine zarte Rauchnote rundet das Bukett ab und verleiht Tiefe.

Geschmack (Taste):
Am Gaumen entfaltet sich eine harmonische Balance zwischen bittersüßer Würze und gereifter Süße. Die bittere Basis des Wermutkrauts trifft auf gereifte Datteln, kandierte Ingwerwurzeln und eine Spur dunkler Schokolade. Die Alkoholschärfe (vermutlich um 18%) ist über die Jahrzehnte sanft integriert, getragen von einer lebhaften, aber zurückhaltenden Säure. Die Textur ist seidig, fast sirupartig, mit Nuancen von Karamell und getrockneten Kräutern wie Thymian und Beifuß.

Abgang (Finish):
Langanhaltend und meditativ. Die Bitterkeit des Wermuts bleibt präsent, verwoben mit einem Hauch von gerösteten Mandeln und einer mineralischen Salznote. Ein warmes, holziges Finale erinnert an gereiften Sherry, begleitet von einem sanften Nachhall von Gewürznelken und Trockenfrüchten.

Gesamteindruck (Overall Impression):
Dieser Wermut ist ein historisches Juwel, dessen Komplexität nur durch jahrzehntelange Reifung entstehen konnte. Er vereint die Herbheit traditioneller deutscher Kräuterkunst mit der Eleganz oxidativer Aromen. Ein Stück Spirituosengeschichte, das heute eher pur genossen werden sollte – vielleicht als Kontemplationsbegleiter oder zu feinen Desserts. Die Seltenheit (vorkriegszeitliche Produktion!) macht ihn zu einem Objekt für Sammler und Kenner, dessen Wert weit über den rein geschmacklichen Genuss hinausgeht.

Hinweis: Aufgrund des Alters können individuelle Flaschenabweichungen auftreten; dies ist Teil der Faszination solcher Raritäten.